Für ältere Menschen könnte das Aufgeben eines Mobiltelefons beim Überqueren der Straße laut einer neuen Studie die Wahrscheinlichkeit erhöhen, überfahren zu werden, obwohl frühere Untersuchungen bei jüngeren Menschen nicht die gleiche Verbindung fanden.
Das Hören von Musik auf einem iPod oder einem anderen tragbaren Gerät birgt nicht die gleichen Risiken wie das Telefonieren mit einem Mobiltelefon.
Die Ergebnisse basieren auf zwei Laborstudien, in denen die Teilnehmer auf einem Laufband eine virtuelle Straße überqueren mussten. Daher sind weitere Untersuchungen erforderlich, um die Ergebnisse in der realen Welt zu bestätigen. Ein mögliches Manko: Menschen können auf einem manuellen Laufband schwieriger laufen als auf Beton. Die Simulation ermöglichte es den Forschern jedoch sicherzustellen, dass alle Probanden genau die gleichen Bedingungen hatten.
"Viele Menschen gehen davon aus, dass das Gehen so automatisch ist, dass wirklich nichts im Weg ist", sagte Art Kramer, Psychologieprofessor an der University of Illinois, der die Untersuchung durchführte. "Aber in Umgebungen mit vielen Hindernissen zu laufen, ist vielleicht nicht so automatisch, wie man meinen könnte."
Bei früheren Forschungen in einer natürlichen Umgebung war das Gehen und Sprechen auf einem Mobiltelefon so ablenkend, dass die Probanden keinen offensichtlichen Clown sahen, der ein Einrad fuhr.
Die Teilnehmer an Kramers Studie nahmen ihren virtuellen Spaziergang auf einem manuellen Laufband, das sich nur bewegt, wenn die Person geht. Bilder einer Kreuzung wurden auf drei Bildschirme vor, rechts und links vom Motiv, projiziert. Das Laufband wurde mit der virtuellen Umgebung synchronisiert. Jeder Teilnehmer musste dreimal eine Fahrt mit einer Straße überqueren, einmal mit Autos: einmal ohne Ablenkungen, mit einem Mobiltelefon und mit einem iPod Musik hören.
Die Forschung umfasste zwei Studien.
Das erste, mit 36 College-Studenten, zeigte, dass Studenten, die ein Telefongespräch abhalten wollten, 25 Prozent länger brauchten, um die Straße zu überqueren, im Vergleich zu denjenigen, die kein Telefon oder iPod-Hörer hatten. In den 30 Sekunden, die für die Aufgabe vorgesehen waren, war die Überquerung der Straße durch Handynutzer weniger wahrscheinlich.
Die jungen Erwachsenen wurden jedoch nicht eher von einem virtuellen Auto angefahren, selbst wenn sie über ein Mobiltelefon telefonierten. Die Studie wurde am 5. November online in der Zeitschrift Accident Analysis and Prevention veröffentlicht.
Die Forscher stellen fest, dass Handybenutzer, die noch nicht fertig gekreuzt wurden, die meiste Zeit am Straßenrand warteten, was darauf hindeutet, dass sie keine sicheren Gelegenheiten zum Überqueren der Straße fanden. Im wirklichen Leben haben Fußgänger nicht immer die Möglichkeit zu warten - sie könnten es eilig haben, zur Arbeit zu kommen, oder kommen zu spät zu einem Termin. In solchen eiligen Fällen könnte die Nichteinhaltung einer sicheren Zeit zum Überqueren schädliche Folgen haben, beispielsweise eine Fahrzeugkollision, schreiben die Autoren.
Die zweite noch nicht veröffentlichte Studie konzentrierte sich auf Personen ab 60 Jahren.
"Ältere Erwachsene am Telefon wurden etwa 15 Prozent öfter überfahren [als diejenigen, die nicht am Telefon waren]", sagte Kramer. Subjekten, die in der Vergangenheit gefallen waren, erging es noch schlimmer.
"Das Gehen und Telefonieren im Alter ist besonders gefährlich", sagte Kramer.
Aber warum war Musikhören weniger gefährlich als telefonieren? Die Forscher weisen darauf hin, dass ein Gespräch von einer Person verstanden und beantwortet werden muss, während das Anhören von Musikstücken eher passiv ist. Sie spekulieren darauf, dass es für eine Person möglicherweise einfacher ist, Musik abzustimmen, um sich auf die anstehende Aufgabe zu konzentrieren, während dies beim Telefonieren nicht gesagt werden kann.
👉 Etwa drei Stunden täglich nutzen wir im Schnitt das Smartphone: googeln, Mails checken, shoppen, Nachrichten lesen. Studien belegen, dass eine exzessive Nutzung mit weniger körperlicher Aktivität, Fettleibigkeit, Nackenschmerz, eingeschränkter Leistungsfähigkeit und suchtähnlichem Verhalten in Verbindung stehen kann.
👉 Im beruflichen Umfeld sind vor allem die Kommunikations- und Organisationsfähigkeiten denen der klassischen Handys überlegen: E-Mails, Notizen, Dokumente, Präsentationen und auch schlichte Kalendereinträge lassen sich auf den größeren Displays der Smartphones besser lesen und bearbeiten.
👉 Seit Jahren warnen Wissenschaftler vor den Gefahren von Elektrosmog durch schnurlose Telefone und Handys. In Italien hat ein Gericht bestätigt, dass die Strahlung von Mobiltelefonen schädlich aufs Gehirn wirken und dort schwerwiegende Schäden verursachen kann.
👉 Zu den möglichen Folgen zählen ein Anstieg der Stresshormone, oxidative Organschäden, Unfruchtbarkeit sowie Tumorerkrankungen. Das Risiko für all diese Beschwerden wächst, je näher das Handy am Körper getragen wird, denn umso schädlicher wirken sich die Mikrowellen aus.
👉 Körperliche Aktivitäten, um das Handy wegzulegen
👉 Ein Leben ohne Smartphone ist auch heute noch im Jahr 2020 gut möglich. Autos haben Navigationsgeräte und Dinge wie E-Mails, News und Social Media können auch in Ruhe zuhause erledigt werden. Menschen ohne Handy entscheiden sich ganz bewusst gegen das Smartphone und für die Vorteile, die dadurch entstehen.
Das telefonieren beim gehen kann gefährlich sein, während das flanieren mit musik nicht die gleiche gefahr darstellt, stellt eine neue studie fest.